Montag, 14. März 2011

Bernd Illigner - Fedor von Zobeltitz

Am 14. März fand die Mitgliederversammlung des Berliner Bibliophilen Abend e.V., an der 18 Mitglieder teilnahmen, im Heimatmuseum Charlottenburg statt.
Der Vorsitzende Bernd Illigner gab einen kurzen Bericht über das Jahr 2010: „ ein buntes Jahr mit interessanten Veranstaltungen", was von den Anwesenden bestätigt wurde. Ebenfalls unter Punkt 2 wurden geplante Themen für das laufende Jahr angekündigt. Die Termine werden noch festgelegt. Einem Vorschlag, sich über das 125jährige Bestehen des Kurfürstendamms von kompetenten Autoren berichten zu lassen, wurde zugestimmt. Unter 4: Kassenbericht von Herrn Uwe Domke: 49 BBA Mitglieder, die Beitrage zahlen. Die Spenden sind zurückgegangen, aber durch Buchverkäufe und geringere Betriebskosten, u.a. der Bankgebühren, ist die Kassenlage gut, so dass evt. wieder eine Jahresgabe möglich erscheint. Nach Bericht des Kassenprüfers wurde der Vorstand entlastet. Zu 7: Zum 200. Todestag von Heinrich von Kleist wurde eine Besichtigung des neu gestalteten Kleistmuseums in Frankfurt(O) für den Juli angedacht. Wichtig ist noch der Hinweis des Vorsitzenden Referenten mit interessanten Themen für den BBA zu gewinnen.
Herr Illigner dankte abschließend den Anwesenden, so wie diese sich auch für die Arbeit des Vorstands bedankten.

Anschließend dann der angekündigte Vortrag von Herrn Bernd Illigner über Fedor von Zobeltitz.- der große Bibliophile und BBA-Gründer, wobei er sich bei den biographischen Angaben vor allem auf dessen Autobiographie „Ich hab so gern gelebt" stützte, da es wenig andere biographische Quellen gibt. Fedor v. Zobeltitz (1857-1934) wurde in Spiegelberg/Kreis Sternberg als Sohn eines Gutsbesitzers geboren, damit war sein Lebenslauf entsprechend vorgegeben. Nach erstem Unterricht mit 11 Jahren auf die Kadettenanstalt erst in Plön, dann in Berlin, ab 1873 auf die Kriegsschule, wo er Fähnrich wird und als Ulane nach Züllichau kommandiert wird. Er nimmt 1880 den Abschied und schlägt sich mit kleinen Artikeln, Glossen, Kritiken für unbedeutende Blätter durch, ist 1882 wieder in Berlin, beginnt um sich seinen Unterhalt zu verdienen Romane und Dramen zu schreiben: Triviale Themen über das Offiziersleben, Adelsfamilien, Jungmädchengeschichten und auch Ritterabenteuer, heute nicht mehr gelesen, ausreichend aber um mit den zusätzlichen Einnahmen aus dem verpachteten Gut zurechtzukommen. Durch den Freund Griesebach kommt er zur Bibliophilie, er kann etwa 100000 Bände einer Bibliothek erwerben, in der er diverse gute und wertvolle Werke findet, weitere erwirbt er in Antiquariaten als bibliophiler Sammler.
Exlibris aus der Sammlung Goerdten
1888 gründet er die Literarische Gesellschaft, 1899 die Gesellschaft der Bibliophilen, 1904 den Leipziger Bibliophilen Abend zugleich unternimmt er viele Reisen bis nach Afrika und Asien. Im Krieg 1914 ist er als Johanniter mit in Belgien, das durch den Schlieffenplan in den Krieg mit Frankreich mit einbezogen wurde.
1921 verkauft er einen Großteil seiner wertvollen Bücher, die als Reparation gedacht sind an das Deutsche Reich, die anschließende Inflation lässt das Geld wertlos werden, von Zobeltitz muss wieder von seinen schnell geschriebenen Romanen leben. 1934 stirbt er nach schwerer Krankheit in Berlin. Die eigentliche Bedeutung des Fedor von Zobeltitz liegt heute nicht in seinem schriftstellerischen Wirken, sondern in seinem Wirken um die Bibliophilie: als Sammler und als Gründer bibliophiler Gesellschaften, auch des BBA, dessen erster Vorsitzender er war. Ein interessanter Vortrag, der Unbekanntes und Vergessenes gegenwärtig machte!

(Christian Klinkenstein)

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